Im Archiv
Im Rascheln der Blätter schläft die Zeit. Unser Lesen der Feldpostbriefe erweckt sie, ihre Geschichten und Anliegen fallen in unsere Hände und wiegen dort schwer für einige Zeit. Sie lassen uns nicht los. Buchstabenweise und Wege suchend im mühsamen Gelände der Sorgen und Nöte tasten wir uns voran. Wir bergen Schätze, wir bezeugen, was die Adressaten nie lesen konnten, tot vielleicht oder unerreichbar geworden für die Absender zu Haus, im Stellungsgraben. Wir versinken für Stunden im Zeitlaub, rascheln und hören das Gewisper der Geschichten. Ein leises, verinnerlichendes Wunder....
(Rainer F. Kokenbrink)