Natascha Braun. Das Leben halbdeutsch – halbukrainisch.

Eine Frau, die über ein halbes Jahrhundert in einem fremden Land gelebt, dennoch ihre Muttersprache nicht vergessen hat und die mit wunderbaren Feinheiten spricht. Eine Frau, die dem Stalin-Regime nicht verzeihen konnte und daher in die Ukraine nicht zurückkehrte. Eine Frau, die eine Zeitlang nicht Natascha, sondern Netti heißen musste. Ein Mensch, der ein weißrussisches Mädchen nach dem Krieg unbedingt finden wollte, weil Natascha es während der Zwangsarbeit in Deutschland mit Lebensmitteln gerettet hat. Eine Frau, die nach dem Krieg mit ihrem deutschen Mann glückliche 55 Jahre lebte. Eine Frau, die ihren liebsten Menschen vor einigen Jahren verloren hat, nicht aber die Lebensfreude und den Lebensmut, und die immer noch Freude den Menschen um sie herum bringt. Sie ist 88. Sie lebt ein erfülltes Leben: kocht Wareniki, bäckt Kuchen nach eigenen Rezepten, macht die Arbeit im Garten und hat noch nie Kartoffeln gekauft. Sie ist bereit, Erfahrungen mit anderen zu teilen, weil sie so viel von ihrem Leben vermitteln kann. Ihr Lachen steckt andere an. Wir glauben, dass unsere heutige Gesellschaft immer noch am liebsten über die totalitäre Vergangenheit zu schweigen neigt: Nazismus, Faschismus, Kommunismus - es ist schweres historisches Erbe. Der Wahrheit kann man nicht entfliehen.

Während unserer Projektarbeit begriffen wir es noch tiefer, das müssen auch die deutsche und die ukrainische Gesellschaft tun.


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