Interessant


Mir gefiel die Geschichte über die Frau, deren Vater an Massakern beteiligt war, und zwar dass sie die Kriegsüberlebenden trifft und sich für die Taten ihres Vaters entschuldigen möchte. Es ist beeindruckend.

Meine Befürchtungen, dass unsere Forschungserkenntnisse gleich sein werden und wir nichts zum Austauschen haben werden, fanden keine Bestätigung. Ich war angenehm erstaunt. Insbesondere fand ich den Vorlesetag interessant, als sie die Schulkinder trafen und denen über einige Ostarbeiterinnen erzählten. Erstaunlich, dass die Kinder dieses Thema interessierte und berührte.

Bevor unsere deutschen Freunde kamen, hatte ich Angst, dass wir einander nicht verstehen werden. Aber dann, als wir uns trafen,  strömten die Worte  unablässig. Im Bus fing man an, die englischen Lieder zu singen, Angi und Eddi spielten Gitarre, Vivien sang. Sie machte mir große Freude als sie sagte: Katja, wir singen jetzt für dich.

(von Katja Sendel)

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Essen und Trinken

altWohlriechende Düfte liegen in der Luft, als ich den Speisesaal betrete. Eine beladene Tafel, Teller voller eingelegter Gurken, Tomaten, Paprika. Auch Früchte, Erdbeeren, Kirschen und Pfirsiche. Gläserne, mit Kondenswasser beschlagene Karaffen enthalten unvorstellbar gut schmeckende Säfte.

Weißbrot, Graubrot, süße Brötchen, manchmal mit Quark überbacken, stehen neben Tellern mit Butter, Käse, Speck und Bratenscheiben, sowie Schüsseln mit Quark; Buchweizenhonig und Marmelade finden kaum Platz auf dem Tisch.

Doch nicht genug: Als Hauptspeisen werden Quarkblini, Omelettes, mit süßem Quark gefüllte Pfannkuchen, Würste oder frisches Müsli gereicht.

Mittags und abends ein ähnliches Bild. Irgendwie essen wir hier nur! Kartoffelschnee, Warenyki, Suppen und Eintöpfe, Diät ist hier nicht möglich!

(von Lukas Fröschke)

Andere Sitten

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Das erste Mal durch die Stadt fahren. Die Landschaft anschauen. Eigentlich schlafen wollen jedoch nicht können. Die andere Kultur raubt die Blicke.

Eine kleine kräftige Frau mit besticktem, abgetragenen Rock und einem weiten Kopftuch steht vor einem Blumenfeld. Auf das farbenfrohe, große und wunderschöne Blumenfeld, gießt sie mühsam Wasser. Ich stelle mir den Geruch vor, dieser gepflegten Blüten. Tanzendes Farbenspiel. Mindestens drei Mal pro Tag bekommt es das Kostbarste. Wasser. Dieser kleinen eindrucksvollen Arbeiterin ist keine Arbeit zu schade. Ich kann ihr fröhliches, altes Lächeln spüren. Es breitet sich über ihr faltiges, gezeichnetes Gesicht. Trotzdem scheint sie jung und stark.

Das Wasser holt sie aus einem Brunnen. Ein verfallener, gebrechlicher Brunnen, eindrucks- und kraftvoll wie seine Besitzerin. Er beherbergt kostbares Lebenselexier. Ein riesiges, grünes Ungetüm spannt sich weit mit seiner prächtigen Krone über das Grundstück. Daneben ein weit in die Höhe ragendes, graues Gebäude.

Gastfreundschaft

altEin Spaziergang durch Chmelnyzkyj. Rechts ein Häuschen, überwuchert von Kletterranken, gesprenkelt mit zitronengelben Blüten. Eine von vielen Sommern gebleichte Bank verliert sich im saftigen Gras.

Mein Blick wird angezogen von zwei mit Lachfalten umzogenen leuchtenden Augenpaaren. Zwei alte Männer halten in ihrem Abendgespräch inne und grüßen mich auf meinem Weg durch das Dorf mit einem breiten Lächeln. Noch mehr Fältchen erscheinen im Gesicht der Männer, ich lache zurück, setze meinen Weg mit einem warmen Willkommensgefühl fort.

Auch das noch! Dieser Rainer!

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Die Abreise rückt spürbar näher. Die letzten e-mails wechseln flugs die Ländergrenzen. Wir haben tatsächlich alles hinbekommen: Auch ohne die Unterstützung der EVZ hat es  mit der Finanzierung geklappt, weil der LVR bei seiner Zusage blieb. Die Flüge sind gebucht, alle Schüler haben einen Pass, der Elternsprechtag zur Reisevorbereitung zeigte positiv gestimmte Eltern und Schüler. Alles ist geregelt. Ljuba schickt uns zu guter Letzt die Kontaktdaten, Telefonnummern und Namen: „Da werdet Ihr wohnen!“  mit link zu Chmelnizkoblenergo, damit wir uns die Erholungsanlage des Konzerns schon einmal ansehen können.  Rainer  geht dem link sofort nach. Eine Stunde später seine mail:  „Chmelnyzkyj soll das Zentrum der ukrainischen Atomkraftwerke sein! Wo liegt das Erholungsgelände von Chmelnizkoblenergo? Wohnen wir im Schatten des Atommeilers? Wollen unsere Schüler das? Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob die Reise unter diesen Umständen …“  Unsere Post wird meist nachts erledigt. Mich trifft der Schlag am Büroschreibtisch. Alles schien fertig und jetzt diese Wende? Brandmail an Ljuba: „Bitte schreib mir sofort, wo dieses Atomkraftwerk genau liegt. Haben wir im letzten Jahr beim Vorbereitungsbesuch in Chmelnyzkyj ein AKW gesehen? Ich kann mich nicht erinnern. Rainer sorgt sich um seine Schüler! Und was ist mit den ukrainischen Schülern? – Auf jeden Fall: Pilze raus aus dem Essplan! – Wieviel radioaktiven fallout bekommt man denn normalerweise in Chmelnyzkyj pro Woche ab? - Nicht dramatisieren, sondern normalisieren, objektivieren ist jetzt die Devise.“

Am nächsten Morgen erfahren wir, dass das AKW an der Gebietsgrenze zu Rivne liegt, ca. 150 km von Chmelnyzkyj entfernt, etwa in der gleichen Distanz wie Tschernobyl zu Kiew. Es hat einen Block vom alten Typ, der Rest soll das modernste AKW Europas sein. Sollen wir die Stadtbesichtigung von Kiew vorsichtshalber streichen?

Als wir Tage später in Shilinzi darauf zu sprechen kommen, fängt Ljubitschka lauthals an zu lachen, ihr ansteckendes fröhliches Lachen. „Ach du meine Güte, das war vielleicht eine Aufregung. Ich habe sofort mit Kolja telefoniert, dass er dem Koch sagt, was er alles von der Speisekarte nehmen muss. Die Küche hat protestiert:Wie sollen wir ukrainisch kochen ohne Pilze? - Und was glaubt ihr, wie gründlich meine Mutter die Äpfel für euch geschrubbt hat, jeden einzeln.“

Ljubas Antwort an Rainer hatte den Betreff:  „Wer Rosen brechen will, scheue die Dornen nicht." Und dann hiess es:"Ein Energiekonzern bedeutet doch nicht gleich AKW! Ist nur etwas besser ausgestattet als der Rest. – Mit den AKWs habt ihr es leider überall in Europa zu tun, in USA und in Asien. Na ja, dann kämpfen wir eben zusammen für die grüne atomfreie Welt! Damit das Reisen und die internationalen Projekte in der Zukunft noch möglich sind.“


Bettina Bouresh
Ljuba Sotschka



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