26.11.2010 Tag des Vorlesens.
Wir lesen an ehemaligen Orten der Zwangsarbeit in Wuppertal aus den Erinnerungen ukrainischer Zwangsarbeiterinnen. In der Grundschule "Markomannenstraße" lesen wir Schülern der 4. Klasse vor und besprechen das Gelesene. Auf dem Schulhof befand sich seinerzeit ein Barackenlager.
In den Seminarräumen der Akademie für Gesundheitsberufe, die in der ehemaligen Hebammenlehranstalt untergebracht sind, lesen wir Hebammenschülerinnen vor und diskutieren die historischen Dimensionen des Hebammenwesens in der NS-Zeit.
Abschließend lesen wir der interessierten Wuppertaler Öffentlichkeit in der Buchhandlung Köndgen vor und hoffen auf regen Besuch.
Der Vorlesetag
Es ist der 26.November und überall in Deutschland lesen Menschen ihren Mitmenschen aus allem möglichen vor. Denn es ist der bundesweite Vorlesetag. So haben auch wiruns entschieden diese Chance zu ergreifen um andere von unserer Arbeit zu berichten.
Um andere auf die solang nicht angesprochenen Tatsachen der Vergangenheit aufmerksam zu machen. Deshalb planten wir an diesem Tag aus einigen emotional bewegende Biografien der ukrainischen Zwangsarbeiterinnen vorzulesen. Dementsprechend suchten wir uns Orte aus, welche eine bedeutende Rolle während der schrecklichen Schicksalsschläge der Frauen spielten.
Und so machten wir uns als erstes auf den Weg zur Gemeinschaftsgrundschule Markomannenstraße. Ein ehemaliges Lager für Zwangsarbeiterinnen, wo wir einer Schulklasse vorlesen wollten. Dort trafen wir sofort auf die herzliche Zusammenarbeit der Schulleiterin und später auch auf die unglaublich beeindruckenden Reaktionender Kinder. Es war durchaus erstaunlich wie die Schüler mit diesem Thema umgingen.
Sie waren zuerst sehr überrascht zu erfahren, dass ihre Schule nicht schon immer diese schöne Schule war, sondern in der Vergangenheit ein Ort, der ganz anderen Zweckendiente. Doch sie zeigten auch sofort ihr Mitgefühl gegenüber der Frauen die diese schlimme Zeit durchleben mussten und uns gegenüber ihr großes Interesse , indem sieunendlich viele Fragen von uns beantwortet haben wollten. Dieses Treffen endete in einer angenehmen Gesprächsrunde.
Froh, dass unser kleines Projekt recht erfolgreich angekommen ist , starteten wir auch schon zur nächsten Station uns zwar zur Akademie der Gesundheitsberufe. Dies war früher eine Hebammen-Lehranstalt in welcher einige Zwangsarbeiterinnen zu Arbeit verpflichtet wurden und einige andere ihre Kinder gebaren.
Auch hier hatten wir die Möglichkeit einer Lehrklasse vorzulesen dürfen. Dadurch, dass die
Zuhörer nun aber erheblich älter waren, waren auch wir etwas aufgeschlossener und sorgten uns nicht sehr um die Reaktionen. Nachdem wir die Lehrlinge ein wenig in Berührung mit diesem Thema brachten , waren viele überrascht , dass sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal annähernd etwas von dem gehört zuhaben. Welches mich daran erinnerte, dass „Zwangsarbeit“ welches mir heute ein gängiges Thema ist, mir vor einigen Monaten ebenso wie diesen Schülerinnen nicht sagte und genauso werden auch viele andere keinen Kontakt zu diesem Thema haben.Diese Tatsache unterstütze uns noch mehr, dies noch öffentlicher zu machen. Nach einer angeregten Diskussion, ging es weiter zur Bücherei „Köndgen“ um noch weiteren Interessierten die Gelegenheit zugeben uns zuhören zu dürfen.
Dort sind wir jedoch mit gemischten Gefühlen hingefahren. Einerseits war es natürlich etwas ganz anderes als vor einer Klasse vorzulesen, aber andererseits war auch die Beführchtung da, dass niemand kommen könnte. Leider war letzteres auch der Fall - zummindest fast. Die einzige Person die kam, war Frau Bhatia, die Autorin des "Mein Burgholz Case". Trotz der anfänglichen Enttäuschung über die geringe Zuhörerschaft, war es dennoch sehr interessant. Anstatt ihr etwas vorzulesen, unterhielten wir uns mit ihr über das Thema Zwangsarbeit. Da sie sich sehr intensiv damit beschäftigt hatte, konnte sie uns einiges erzählen. So haben wir der letzten Station doch noch etwas abgewinnen können.
Alles in allem waren wir sehr zufrieden, dass wir durch diesen Tag, diese Thema etwas öffentlicher machen konnten und auf neue Interessensaspekte gestoßen sind.