Auch das noch! Dieser Rainer!

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Die Abreise rückt spürbar näher. Die letzten e-mails wechseln flugs die Ländergrenzen. Wir haben tatsächlich alles hinbekommen: Auch ohne die Unterstützung der EVZ hat es  mit der Finanzierung geklappt, weil der LVR bei seiner Zusage blieb. Die Flüge sind gebucht, alle Schüler haben einen Pass, der Elternsprechtag zur Reisevorbereitung zeigte positiv gestimmte Eltern und Schüler. Alles ist geregelt. Ljuba schickt uns zu guter Letzt die Kontaktdaten, Telefonnummern und Namen: „Da werdet Ihr wohnen!“  mit link zu Chmelnizkoblenergo, damit wir uns die Erholungsanlage des Konzerns schon einmal ansehen können.  Rainer  geht dem link sofort nach. Eine Stunde später seine mail:  „Chmelnyzkyj soll das Zentrum der ukrainischen Atomkraftwerke sein! Wo liegt das Erholungsgelände von Chmelnizkoblenergo? Wohnen wir im Schatten des Atommeilers? Wollen unsere Schüler das? Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob die Reise unter diesen Umständen …“  Unsere Post wird meist nachts erledigt. Mich trifft der Schlag am Büroschreibtisch. Alles schien fertig und jetzt diese Wende? Brandmail an Ljuba: „Bitte schreib mir sofort, wo dieses Atomkraftwerk genau liegt. Haben wir im letzten Jahr beim Vorbereitungsbesuch in Chmelnyzkyj ein AKW gesehen? Ich kann mich nicht erinnern. Rainer sorgt sich um seine Schüler! Und was ist mit den ukrainischen Schülern? – Auf jeden Fall: Pilze raus aus dem Essplan! – Wieviel radioaktiven fallout bekommt man denn normalerweise in Chmelnyzkyj pro Woche ab? - Nicht dramatisieren, sondern normalisieren, objektivieren ist jetzt die Devise.“

Am nächsten Morgen erfahren wir, dass das AKW an der Gebietsgrenze zu Rivne liegt, ca. 150 km von Chmelnyzkyj entfernt, etwa in der gleichen Distanz wie Tschernobyl zu Kiew. Es hat einen Block vom alten Typ, der Rest soll das modernste AKW Europas sein. Sollen wir die Stadtbesichtigung von Kiew vorsichtshalber streichen?

Als wir Tage später in Shilinzi darauf zu sprechen kommen, fängt Ljubitschka lauthals an zu lachen, ihr ansteckendes fröhliches Lachen. „Ach du meine Güte, das war vielleicht eine Aufregung. Ich habe sofort mit Kolja telefoniert, dass er dem Koch sagt, was er alles von der Speisekarte nehmen muss. Die Küche hat protestiert:Wie sollen wir ukrainisch kochen ohne Pilze? - Und was glaubt ihr, wie gründlich meine Mutter die Äpfel für euch geschrubbt hat, jeden einzeln.“

Ljubas Antwort an Rainer hatte den Betreff:  „Wer Rosen brechen will, scheue die Dornen nicht." Und dann hiess es:"Ein Energiekonzern bedeutet doch nicht gleich AKW! Ist nur etwas besser ausgestattet als der Rest. – Mit den AKWs habt ihr es leider überall in Europa zu tun, in USA und in Asien. Na ja, dann kämpfen wir eben zusammen für die grüne atomfreie Welt! Damit das Reisen und die internationalen Projekte in der Zukunft noch möglich sind.“


Bettina Bouresh
Ljuba Sotschka



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