Veteranen

altFunkelndes Gold leuchtet mir entgegen, darunter auch Silber und bunter Stoff auf majestätischen Türkis. Wie Statuen sitzen sie dort aufgereiht, starr wie aus einer anderen Zeit. Auf  den zweiten Blick erwachen sie zum Leben.  Die kleinen Äuglein, eingerahmt von tiefen Falten, die zusammen mit dem feinen und schneeweißen Haar von einem lagen Leben und schweren Erfahrungen  zeugen, funkeln. Kindliche Aufgeregtheit. Eine Spur von Ungeduld. Der brennende Wunsch sich mitzuteilen. Verstohlen geht jedoch auch hin und wieder ein nachdenklicher fast apathischer Blick in die verstaubte Zimmerecke und wir können nur fantasieren über die Bilder, die dort plötzlich wachgerufen werden.

6 Gesichter mit 6 scheinbar endlosen Geschichten. Freudige Erwartung liegt in der Luft. Der erste von ihnen erhebt das Wort. Totenstille. Kaum zu glauben, dass an die 30 Zuhörer gespannt dem ersten Wort entgegen fiebern.

Nach und nach fangen Worte an Bilder in unseren Köpfen zu werden. Sechs Männer, unsere Veteranen, als Schlüssel für die Tür in die andere Welt. Ein längst vergangener Schmerz macht sich in diesen Minuten in dem kleinen Raum breit. Pflanzt sich in unsere Köpfe, wie ein kleiner Same, der abgeworfen wird von einem sterbenden Baum, damit er wächst, genauso groß und prächtig wird und die Geschichten weiter erzählen kann.

(Lea Dinger)


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